Wie finde ich meine inneren Werte? – Dein Kompass für Sinn, Klarheit und Entscheidungskraft
"Ich weiß, was ich tun soll – aber nicht, warum ich es tue."
Diesen Satz höre ich immer wieder von Menschen, die zwar sichtlich äußerlich funktionieren, aber innerlich absolut leer sind. Sie tragen sogar Verantwortung, treffen wichtige Entscheidungen, erfüllen unterschiedlichste Rollen – doch die Verbindung zu ihrem inneren Warum ist verschwommen oder gar abgebrochen.
In einer Zeit, in der Leistungsdenken, Erwartungen und äußerer Druck den Alltag prägen, wird es umso wichtiger, die eigenen inneren Werte zu kennen. Sie sind unser Kompass für Sinn, für Richtung, für echte Motivation. Doch wie findet man sie – und wie stärkt man sie?
Warum Werte so wichtig sind – gerade für Menschen mit Verantwortung
Unsere inneren Werte sind keine netten Extras. Sie sind tief verankerte Überzeugungen, die uns Orientierung geben – besonders dann, wenn es turbulent wird. Sie helfen uns, Prioritäten zu setzen, Entscheidungen zu treffen und Grenzen zu ziehen. Und sie geben unserem Tun einen Sinn, der weit über kurzfristige Ziele hinausgeht.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Miriam ist Führungskraft in einem Sozialbetrieb, Mutter von zwei Kindern, engagiert in ihrer Gemeinde. Auf dem Papier läuft alles. Jeder sieht eine erfolgreiche Frau die ihr Leben voll im Griff hat. Zielorientiert undklaren Fokus. Doch innerlich fühlt sie sich eigenltich leer, ausgelaugt. Spaß an der Sache? Fehlanzeige. Erst als sie sich mit ihren inneren Werten auseinandersetzt, wird ihr klar: Sie lebt im Alltag ständig gegen ihren Wert Selbstbestimmung. Sie sagt Ja, obwohl sie Nein meint. Sie ordnet sich Erwartungen unter, obwohl ihr Klarheit und Freiheit wichtig sind. Die Folge? Dauerstress, Gereiztheit, innerer Rückzug.
Erst der Kontakt zu ihren Werten bringt ihr die Kraft zurück, klare Entscheidungen zu treffen – und wieder zu gestalten, statt nur zu reagieren.

Werte sind wie ein innerer Kompass – kein starres Regelwerk
Viele glauben, dass Werte einmal festgelegt werden und dann einfach da sind. Doch so ist es nicht. Werte entwickeln sich – mit unserem Leben, unseren Erfahrungen, unserem Wachstum. Und sie müssen immer wieder bewusst hinterfragt werden:
Passen meine Werte noch zu meiner aktuellen Lebensphase? Welche Werte habe ich übernommen – aber nie selbst geprüft? Wo lebe ich vielleicht nach fremden Erwartungen?
Ein Beispiel aus der Praxis:
Ein Unternehmer kommt zu mir, weil er keine Motivation mehr verspürt. Er fühlt sich getrieben, obwohl er selbstbestimmt arbeitet.
In unserer Arbeit wird klar: Sein innerer Antrieb war jahrelang der Wert Leistung. Doch heute – mit 50 Jahren, drei Kindern und einem wachsenden Bedürfnis nach innerer Ruhe – spürt er, dass Gesundheit und Verantwortung viel wichtiger geworden sind. Der Sinn kam zurück, als er begann, sein Unternehmen so umzugestalten, dass auch diese Werte sichtbar gelebt werden.
Wirkungsvolle Führung braucht mehr als Verstand.
Der Weg zu den eigenen Werten: 3 Schritte
Rückblick – Wann warst du ganz du selbst?
Denk an drei Situationen in deinem Leben, in denen du dich stark, stimmig und lebendig gefühlt hast.
Was war da wichtig für dich? Welche Prinzipien hast du gelebt – vielleicht ohne sie zu benennen?
Diese Momente sind Hinweise auf deine gelebten Werte.
Werte-Check mit Wortkarten oder Satzimpulsen
Es gibt viele Tools, um Werte sichtbar zu machen. Besonders hilfreich:
- Wortkarten mit über 100 Werten → Welche 10 sprechen dich spontan an? Welche 3 davon sind unverzichtbar?
- Satzimpulse: Ich verliere meine Energie, wenn …"
"Ich bin stolz auf mich, wenn ich …"
"Ich würde auf keinen Fall …"
Diese Sätze bringen unterdrückte Werte ins Bewusstsein.
Werte ins Leben holen – durch Handlung und Haltung
in Wert ist erst dann lebendig, wenn er im Alltag sichtbar wird.
Dazu helfen Fragen wie:
- Was würde ich heute anders tun, wenn ich nach meinem Wert Klarheit handeln würde?
- Wie kann ich Wertschätzung im nächsten Gespräch zeigen – auch wenn ich gestresst bin?
"Mit jedem Gedanken, den ich denke, baue ich mein Glück und mein Selbstvertrauen. Ich bin mutig, stark und wunderbar genau so, wie ich bin."
Wenn der Sinn verloren geht – und wie du ihn wiederfindest
Sinn ist kein festes Ziel. Er ist ein inneres Erleben von Bedeutung. Wenn Menschen sagen „Ich weiß nicht mehr, warum ich das alles mache“, fehlt oft nicht das Ziel, sondern der Kontakt zum inneren Antrieb.
Was hilft?
1. Entschleunigung und Innehalten
Sinn ist still. Er meldet sich nicht, wenn dein Kopf überfüllt ist. Spaziergänge, Alphalauf, Journaling oder stille Momente können helfen, wieder in Kontakt mit dir selbst zu kommen.
2. Reflektieren, was dir wichtig ist – nicht, was du tun „solltest“
Was erfüllt dich wirklich? Was davon hat vielleicht keinen Platz (mehr) im Alltag?
3. Austausch mit anderen
Manchmal hilft ein gutes Gespräch mit jemandem, der dich nicht bewertet. Auch ein Coach oder Berater kann dir helfen, den roten Faden (wieder) zu finden.
Tools & Methoden zur Stärkung hilfreicher innerer Antreiber
Oft ist nicht das Ziel das Problem – sondern die blockierende Stimme im Kopf.
Wenn du deine inneren Werte kennst, kannst du auch deine positiven Antreiber stärken.
Hilfreiche Methoden:
Das innere Team nach Schulz von Thun
→ Wer redet da in mir? Wer treibt mich an – wer bremst mich? Wie kann mein Wert Vertrauen mehr Raum bekommen?
Werte-Tetralemma
→ Eine Methode, die zeigt, dass es mehr gibt als "entweder – oder". Gerade bei Zielkonflikten (z. B. Freiheit vs. Sicherheit) entsteht durch diese Übung oft eine neue Haltung.
Visualisierung & Visionboard
→ Gestalte deine wichtigsten Werte bildlich. Wo begegnen sie dir im Alltag? Was fehlt noch?
Tägliche Mikro-Handlungen
→ Notiere jeden Morgen eine kleine Handlung, die deinem Wert entspricht (z. B. "Heute spreche ich einen Gedanken offen aus – für mehr Authentizität").