Führen unter Druck – Wie ich gelernt habe, als Mensch voranzugehen, nicht nur als Manage
Ich erinnere mich noch genau an diesen einen Freitagabend. Alle waren schon gegangen, ich saß noch immer im Büro. Der Schreibtisch voll mit unerledigten Aufgaben, das Handy voller ungelesener Nachrichten – privat wie beruflich. Ich hatte wieder eine Woche alles gegeben: Projekte vorangetrieben, Entscheidungen getroffen, Gespräche geführt. Und trotzdem fühlte es sich nicht wie Erfolg an. Sondern wie innerer Stillstand.
In diesen Momenten wird einem klar: Führung ist mehr als To-do-Listen und Zielerreichung. Sie beginnt dort, wo wir uns selbst in den Blick nehmen – mit allem, was uns bewegt, fordert, überfordert. Genau das habe ich lernen dürfen – manchmal schmerzhaft, aber heilsam.
Heute möchte ich drei Erfahrungen mit dir teilen, die mich nicht nur als Führungskraft, sondern als Mensch verändert haben.
Sich selbst führen – bevor man andere führen will
Lange Zeit war mein Tag von außen gesteuert: Termine, Meetings, Deadlines. Ich funktionierte – aber ich spürte mich kaum noch. Erst als ich begann, mir täglich kurze Momente für mich zu nehmen – ein bewusster Atemzug, ein Spaziergang, ein Journaleintrag – wurde mir klar: Ich kann andere nur klar und authentisch begleiten, wenn ich in Verbindung mit mir selbst bleibe.
Mein Tipp: Starte deinen Tag mit einem inneren Check-in: Was brauche ich heute? Wo bin ich angespannt? Was tut mir gut? Eine einfache Frage kann reichen, um den Autopilot zu durchbrechen. Und ja: Manchmal ist eine bewusste Pause die produktivste Entscheidung des Tages.
Umgang mit Burnout und Erschöpfung
Verletzlichkeit ist keine Schwäche – sie schafft Verbindung
Ich habe oft geglaubt, ich müsse als Führungskraft stark wirken. Keine Zweifel zeigen, keine Unsicherheit. Doch irgendwann merkte ich: Die besten Gespräche entstehen dann, wenn ich ehrlich bin. Wenn ich zugebe, dass auch ich nicht immer alle Antworten habe.
Einmal sagte ich in einem Teammeeting offen: „Ich spüre gerade selbst den Druck – und ich weiß, dass es euch ähnlich geht. Lasst uns ehrlich drüber reden.“ Die Reaktion war verblüffend: Verständnis, Mitgefühl, gemeinsame Lösungsansätze.
Mein Tipp: Führe regelmäßige kurze Team-Check-ins ein – z. B. mit einer Skala von 1 bis 10: Wie fühlst du dich heute? Du wirst erstaunt sein, wie viel Nähe und Vertrauen entsteht, wenn Raum für Menschlichkeit da ist.
Klarheit in der Haltung – nicht in jeder Antwort
Ich dachte lange, ich müsse immer schnell entscheiden. Lösungen liefern. Doch oft ist es hilfreicher, innezuhalten und sich zu fragen: Was ist mir in dieser Situation wirklich wichtig? Nicht jede Entscheidung braucht sofort eine Lösung – aber sie braucht eine innere Haltung.
Gerade in schwierigen Führungssituationen – etwa bei Trennungen, Umstrukturierungen oder Konflikten – habe ich gelernt, dass eine klare Haltung mehr Orientierung gibt als jede noch so „clevere“ Antwort.
Mein Tipp: Nimm dir bei kniffligen Entscheidungen 2 Minuten Zeit für diese drei Fragen:
- Entspricht das meiner Haltung?
- Ist diese Entscheidung nachhaltig tragfähig?
- Welche Wirkung hat sie auf mein Team und mich?

Führung ist auch Loslassen – nicht nur Festhalten
Früher dachte ich, gute Führung bedeutet, jederzeit den Überblick zu behalten, möglichst jede Entwicklung zu steuern. Doch je größer mein Verantwortungsbereich wurde, desto klarer wurde: Ich kann nicht überall gleichzeitig präsent sein – und ich muss es auch nicht.
Der eigentliche Wendepunkt kam, als ich bewusst begann, Verantwortung zu übergeben – nicht nur Aufgaben zu delegieren. Das bedeutete: Vertrauen schenken, nicht Kontrolle behalten. Und ja – Fehler zulassen. Nicht als Versagen, sondern als Lernmoment.
Mein Tipp:
Beginne mit kleinen Schritten: Übergib eine Entscheidung bewusst an ein Teammitglied – mit Vertrauen, nicht mit Misstrauen. Vereinbare einen klaren Rahmen, aber lass Raum für deren Lösung. Und beobachte, wie aus Unsicherheit oft echtes Wachstum entsteht – auf beiden Seiten.

Klar kommunizieren – auch, wenn’s unangenehm wird

Konflikte. Unzufriedenheit im Team. Oder auch Entscheidungen, die nicht jedem gefallen werden. Es sind genau diese Situationen, in denen sich zeigt, wie klar und menschlich wir kommunizieren – oder ob wir ausweichen.
Ich habe lernen müssen, dass Klarheit nicht hart sein muss. Aber sie braucht Mut. Und sie beginnt mit dem Bewusstsein: Ich rede nicht über jemanden – ich spreche mit ihm. Das macht den Unterschied.
Mein Tipp:
- Bereite schwierige Gespräche mit einer einfachen Reflexion vor:
- Was will ich wirklich sagen – jenseits der Fassade?
- Was ist mein Ziel für dieses Gespräch?
- Wie kann ich meine Haltung spürbar machen – nicht nur meinen Standpunkt?
- Verbindung entsteht, wenn wir ehrlich und gleichzeitig respektvoll bleiben – gerade in heiklen Momenten.
In Phasen hoher Belastung wird sichtbar, worauf wir wirklich bauen. Für mich war es entscheidend, meine zentralen Werte – Sicherheit, Authentizität und Vertrauen – nicht nur zu kennen, sondern auch im Führungsalltag zu leben.
Wenn ich Entscheidungen nicht mehr nur nach Zahlen, sondern auch nach diesen inneren Maßstäben treffe, entsteht etwas anderes: eine Kultur, in der Menschen sich zeigen können. Und in der sie sich getragen fühlen – auch dann, wenn nicht alles planbar ist.
Mein Tipp:
Definiere deine 3 wichtigsten Werte.
Und dann frage dich regelmäßig: Widerspiegelt meine heutige Entscheidung diese Werte?
Wenn ja – geh los. Wenn nein – schau noch einmal genauer hin.
Fazit
Führung ist weit mehr als ein Werkzeugkasten an Methoden. Es ist ein Weg – manchmal herausfordernd, oft bewegend, immer wieder neu.
Ich habe gelernt, dass es nicht nur um Leistung, Kontrolle oder Ergebnisse geht. Sondern um Beziehung. Um Haltung. Und um den Mut, sich selbst in diesem Prozess immer wieder zu begegnen.
Wenn du gerade in einer Phase bist, in der du mehr leisten musst, als du tragen kannst – dann erinnere dich daran:
Echte Führung beginnt innen. Und du darfst jeden Tag neu entscheiden, wie du dich selbst führst.
Welche dieser sechs Erfahrungen spricht dich gerade am meisten an – und warum?
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